Inspirierender Workshop mit Industrie und Politik zu Ganzheitlicher Recyclingstrategie für Kunststoff

Große Potentiale für CO2-Einsparung und Wirtschaftlichkeit durch Zirkuläre Kunststoffwirtschaft

Am 30.09.2021 kamen rund 40 Industrievertreter, Vertreter aus Politik und Verwaltung, und Fraunhofer-Experten in Halle (Saale) zu einem Workshop mit dem Titel "Ganzheitliche Recyclingstrategie für Kunststoff: Standortanalyse und Potenzialabschätzung" zusammen. Die zahlreichen Gruppen- und Einzelgespräche zeigten, dass die zunehmende Transformation zu einer Zirkulären Kunststoffwirtschaft gelingen kann, wenn sich für die Akteure einer zukünftigen zirkulären Wertschöpfungskette, sowie die Politik die jeweiligen Potentiale herauskristallisieren. Diese sind erheblich, sowohl im Hinblick auf die notwendige CO2-Reduzierung vor dem Hintergrund der Klimakrise, als auch die Wirtschaftlichkeit und Zukunftsfähigkeit der betroffenen Industrieunternehmen. Die Herausforderungen liegen nicht allein in der Entwicklung und Bereitstellung technischer Recycling-Lösungen. Von zentraler Bedeutung ist der lösungsorientierte Austausch unterschiedlicher Perspektiven und Ideen von Menschen der Praxis mit dem richtigen Mindset - "eyes on the stars and feet on the ground".

Naemi Denz erläutert die Notwendigkeiten für das Gelingen einer Kunststoffkreislaufwirtschaft
Diskussions-Session zum Thema "Markt, Geschäftsmodelle und Rahmendedingungen"
Prof. Peter Michel erläutert die Funktionsweise der Anlagen im Pilotanlagenzentrum Schkopau

Am 30.09.2021 war es soweit. Nach den ersten sechs Monaten fachlicher Arbeit der Fraunhofer-Experten im Leitprojekt "Waste4Future" sollten die ersten Ergebnisse den Einschätzungen und Fragen von Praxis-Vertretern aus Industrie und Politik gegenübergestellt und diskutiert werden. Aber es sollte nicht nur um technische Themen gehen. Dies zeigte sich bereits in der Zusammensetzung der gemeldeten Teilnehmer, von denen viele in der Geschäftsleitung, im Business Development und Politik/Verwaltung in unterschiedlichen Organisationen tätig sind.

Der Vormittag sollte allen Teilnehmern grundlegende Einblicke, sowohl in das Leitprojekt, als auch in die Praxis relevanter Industrieakteure verschaffen und damit die Basis für gut informierte Diskussionen am Nachmittag schaffen. Frau Dr. Sylvia Schattauer, Gesamtprojektleiterin von "Waste4Future" und stellvertretende Institutsleiterin des Fraunhofer IMWS in Halle (Saale) startete mit einer kurzen Vorstellung der Ziele des Leitprojektes "Waste4Future", sowie einer Einordnung in den übergeordneten Kontext von notwendiger CO2-Reduzierung, Defossilierung und Wasserstoffwirtschaft durch. Das technische Projektleiter-Team um Prof. Peter Michel gab einen Überblick über den Stand der inhaltlichen Arbeiten und einigen für die weiteren Arbeiten zu klärenden Fragen in den drei Teilprojekten. Es folgten Praxis-Redebeiträge von Marcus Krall, Geschäftsführer KRALL Kunststoff-Recycling GmbH, sowie von Naemi Denz, Geschäftsfeldentwicklung STEINERT GmbH. Beide Redner betonten, dass Kunstoffkreislaufwirtschaft europäisch gedacht werden müsse. Die Industrie brauche verlässliche politische Rahmenbedingungen. Dr. Jens Hamprecht, Director Global Plastics Steering Committee Coordination der BASF, stellte die Intentionen und konkreten Pläne beim Thema Kunststoff eines des größten Chemieunternehmen der Welt auf beeindruckende Weise dar. Dr. Hamprecht warb für eine technologieoffene Definition von Recycling, sowie eine Einbeziehung aller relevanten Akteure der Wertschöpfungskette. Den Abschluss bildete ein Redebeitrag von Julian Jacob, Abteilung Energie, Klimaschutz und Rohstoffe beim Verband der Chemischen Industrie (VCI) mit dem Schwerpunkt des Chemischen Recyclings als Baustein der Kreislaufwirtschaft. Eindrucksvoll verdeutlichte Herr Jakob das Potential des Chemischen Recyclings und forderte eine Anerkennung der Kreislaufwirtschaft als essenziellen Beitrag zum Erreichen der Treibhausgasneutralität, sowie eine Optimierung des Recyclings durch Kombination und Ausbau aller verfügbarer Recyclingtechnologien, wie beispielsweise das Chemisches Recycling als ergänzende Technologie zur Schließung von C-Kreisläufen.

Am Nachmittag diskutierten die Workshop-Teilnehmer in vier parallelen Sessions neben fachspezifischen Fragen der jeweiligen Teilprojekte in einer Session den Themenkreis "Markt, Geschäftsmodelle und Rahmenbedingungen". Mehrere Industrievertreter betonten auch hier die Notwendigkeit richtungsweisender und verlässlicher Rahmenbedingungen durch die Politik. Als Beispiel wurden die Niederlande genannt. Sehr konstruktiv und bereichernd waren die Einschätzungen von Seiten der anwesenden Politikvertreter. Klaus Litty, Projektmanager von Waste4Future, wies auf die Potentiale von Demo-Cases im Pilotmaßstab hin: Kreisläufe sind mit wenigen Akteuren einfach zu etablieren, so dass die Vorteile für die Umwelt einfacher nachgewiesen werden können. Die Strahlkraft solcher lokalen Projekte erzeugt Momentum für die weitere Transformation.

Als Fazit lässt sich festhalten: Ein inspirierender Workshop mit einem äußerst konstruktiven Austausch zwischen Industrie, Politik und Fachspezialisten. Der erste Schritt ist getan - nächste Schritte zur weiteren Gestaltung der Kunstoffkreislaufwirtschaft folgen in Bälde.